6. Etappe
Gyöngyöspata (HU) – Debrecen (HU)

© Falk Jenkner
2012
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6. Tag - 27.06.2012 - Durch die Puszta - 194 km / Gesamtkilometer: 1.037
Gyöngyöspata (HU) – Debrecen (HU)

 
 

Wie sich heute früh herausstellte, kennt der Wirt der Pension in Gyöngyöspata unsere Heimat ganz gut. Er hat eine Weile bei Modul in Chemnitz gearbeitet und bis vor sechs Jahren eine Kneipe in Schwarzenberg (erst Bauernstube, dann Budapest) betrieben. Die Welt ist eben doch ein Dorf.

Wir sind gegen 07:50 los und dank Rückenwind wieder schnell und anstrengungsarm vorangekommen. In Gyöngyös waren wir gerade beim Studium von Karte und GPS, um den richtigen Weg zu finden, als uns ein Radfahrer, der in Gegenrichtung unterwegs war, seine Hilfe anbot. Er ist dann einfach nochmal mit uns zurück nach Osten geradelt, um uns einen Schleichweg über die Bahngleise zu zeigen. Er erzählte, dass er ab nächstem Wochenende eine Städtereise durch Sachsen und Thüringen machen will. Auf seinem Programm stehen Freiberg, Pirna, Dresden, Meißen und Jena. Die Welt ist wirklich nur ein Dorf.

 
 










 
  An einem Dorfladen wurde Wasser, Apfelsaft und Eistee erstanden. Der Radler lebt schließlich nicht vom Bier allein. Ein nebenan parkender Autofahrer fragte nach dem woher und wohin, und meinte dann “Großer Sport”. Wir haben uns darauf geeinigt den Leuten ab sofort gleich zu sagen wohin wir wirklich wollen. Bisher kamen wir uns immer wie Hochstapler vor, wenn wir erzählt haben nach Istanbul zu radeln. Schon als Falk noch zu Hause das Rad sattelt und der Zeitungsbote fragt wo es hingehen soll, kann man doch unmöglich sagen "nach Istanbul". Aber nach einem Drittel der Wegstrecke kann man es vielleicht mal mit erwähnen, ohne rumzueiern.

Zwischendrinne haben wir uns nochmal kurz verirrt, weil die Abfahrt von Heves in Richtung Atany nicht gefunden werden konnte. So verzettelten wir uns auf der Wiese zwischen sandigen Wegen.
 
 


 
 

 
 
Durch ländliche, topfebene Gegend gelangten wir bis an den Theiß-Stausee (ung. Tisza-Tö). Ein EuroVelo-Radweg führt auf dem Damm um diesen herum. Eingangs Poroszlo machten wir in einem Biergarten unsere Mittagspause (94 km). Da wir bei der Hitze keinen größeren Appetit verspürten gaben wir uns mit jeweils einem Liter Fassbier zufrieden.

Danach ging es wieder 20 km weiter auf den Damm der Theiß. Wir spulten mit dem Wind im Rücken unseren 25er Schnitt runter als uns ein Radfahrer aus dem Gegenverkehr zum Halt aufforderte. Er hatte aber keine Panne, sondern war nur an einem Schwatz über woher und wohin interessiert. Mitunter erregt man doch ziemliches Aufsehen mit den vollgepackten Rädern.

Ja verrückt: Gerade als ich hier im Straßencafe den Text tippe, fragt ein älteres Ehepaar wohin wir wollen. Nachdem sie uns alles Gute gewünscht haben, stellte sich heraus, dass den alten Leutchen auch Leipzig usw. bekannt war.

 
 

 
 


 
Nach dem Plausch verließen wir den Damm der Theiß,
 


 
 

 










 

In Balmazujvaros gönnten wir unseren Kehlen erneut 2 kühle Blonde. Immerhin gab es seit 64 km nur warme Apfelschorle aus der Plastebuddel.

Wir beschlossen, entgegen der ursprünglichen Planung, direkt durch Debrecen zu fahren. Die 20 km bis dahin waren schnell abgestrampelt, aber dann ging das Chaos los. Die Verkehrsführung war mehr als eigenartig – kaum Wegweiser, bucklige Radwege, unzählige rote Ampeln. Wir waren schon froh, dank GPS eine Ausfallstraße in die richtige Richtung gefunden zu haben. Leider war der dann folgende Fahrweg nur ein elendiger Sandweg. Das Befahren macht mit so einer Fuhre und nach 190 km kein bissel Spaß. Zumindest hatten wir nach 2 km wieder feste Straße unter den Rädern. Debrecen ist eine völlig unattraktive Industriestadt, die uns schwer an Karl-Marx-Stadt erinnerte.

 
 


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Da in dem Nest auch keine Unterkunft zu finden war, beschlossen wir, die naheliegende Jugendherberge aufzusuchen. Hier schien alles wie ausgestorben.

Dann fanden wir doch noch eine Angestellte, die (mangels jedweder Fremdsprachenkenntnisse) sofort eine Handyverbindung zu ihrer Chefin herstellte. So bekamen wir das ok zur Übernachtung. Zimmer (4 Mann-Zimmer, Doppelstockbetten) und Sanitäranlagen erinnerten an beste Ferienlagerzeiten. Das störte uns aber nicht, waren wir doch ganz alleine weit und breit.

Nach gutem Zureden hatte die fremdsprachgewaltige Chefin ein Einsehen und ließ für uns noch Essen kochen. Allerdings mit der Einschränkung: hungarian food only. Sehr erstaunt waren wir dann, als uns eine sauleckere, kräftige Bohnensuppe und Schnitzel mit Reis serviert wurden.

Geschrieben von Falk

       
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