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Sascha Dorst und Falk Jenkner nehmen erfolgreich an der 16. Fichkona teil

Am 29.06. war es soweit. Die mittlerweile 16. Fichkona startete 10:00 auf dem "Dach der Republik". Diesmal war es Sascha und Falk erstmalig gelungen, jeweils einen der begehrten Startplätze zu ergattern. Die 180 vergebenen Plätze sind nämlich jedes Jahr im Handumdrehen vergriffen, obwohl man sich schon im November des Vorjahres anmelden muss. Mit Lars Weißflog war ein weiterer Dorfchemnitzer am Start. Er hatte die Tour bereits 2011 erfolgreich absolviert.

Die Wetterfrösche vermeldeten wenig optimistisches. Sämtliche verfügbaren Wetterdienste haben bestenfalls durchwachsenes Herbstwetter vorausgesagt. Und so fuhren wir mit sehr gemischten Gefühlen und ehrlicherweise wenig Lust per PKW dort hoch. Mit dem Gedanken, sich die nächsten 24 h in der feuchten Kälte abzustrampeln mochten wir uns gar nicht anfreunden. Und so kam es wie es kommen musste: Der Fichtelberg empfing uns mit stürmischen 7° und Nebel - na wenigstens schneite es nicht. Also alle verfügbaren Klamotten angezogen, Startunterlagen geholt und wenig später ging es auch schon los. Zunächst heißt es aufpassen, um nicht schon bei  der steilen  Abfahrt vom Fichtelberg in einen bösen Sturz verwickelt zu werden. Schnell verrannen die Höhenmeter und es ging, aufgrund einer Umleitung in Oberwiesenthal,  erstmalig in der Tourgeschichte einige Kilometer über böhmisches Gebiet. Kurz vor Hammerunterwiesenthal bog die bunte Karawane wieder auf deutsches Hoheitsgebiet ein. Zügig ging es weiter über Bärenstein in das Sehmatal. In Frohnau, Schönfeld und weiteren Orten säumten zahlreiche Zuschauer, Angehörige und Freunde die Straßen und schossen Fotos von den Kämpfern der Landstraßen.

In Herold gab es eine erste kurze Pinkelpause die auch dazu diente, das immer noch komplette Fahrerfeld zusammenzuhalten, denn die Einteilung in die Gruppen 1-4 erfolgte erst zur ersten Pause.

Chemnitz wurde relativ flink durchfahren und es gab immer wieder Szenenapplaus von vorbeiziehenden Passanten. Nach ca. 88 km hatte das Fichkona-Team die erste Pause bei Beedeln/Bernsdorf - kurz vor Rochlitz - vorbereitet. Bis dahin sind wir ziemlich trocken geblieben und es bot sich die Gelegenheit, die dicksten Klamotten in die per Anhänger mitgeführten Säcke zu packen. Jetzt wurde die gesamte 180-köpfige Fahrerschaft in 4 Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bestand aus völlig schmerzfreien Pedaleuren, die fast ohne Pause und mit gewaltigem Speed zum Kap wollten. Wir haben uns für die 2. Gruppe entschieden. Da hat man es immerhin auch noch mit ambitionierten Stramplern zu tun. Die zweite Gruppe ist auch die zahlenmäßig stärkste Gruppe.

Im Tal der Chemnitz wurden bis Rochlitz die letzten kleineren Hügel bezwungen. Danach wurden auf langgezogenen, wenig befahrenen Straßen ordentlich Meter gemacht. Über Bad Lausick, Trebsen und Wurzen surrten die Kilometer nur so dahin. Irgendwo, kurz hinter Eilenburg, kam es zu einem unschönen Massensturz. Ziemlich kurz vor uns flogen auf einmal einige Räder und Fahrer kreuz und quer über die Straße und wir brachten unsere Räder gerade noch so zum halten. Aufgrund des Sturzes war für einige Fahrer die Tour bereits beendet. Es kam zu Rippenbrüchen und Gehirnerschütterungen. Einige Räder waren arg verbogen und manche Radlerbeine mit Schürfwunden übersäht. Für die meisten ging es aber glimpflich aus, jedoch saß der Schreck den meisten Fahrern doch arg in den Gliedern. Ein unaufmerksamer Fahrer hatte wohl mit dem Vorderrad bei seinem Vordermann "eingefädelt". So schnell kann's gehen und man ist unschuldigerweise mit verwickelt.

Bis zur 2. Pause irgendwo zwischen Bad Düben und Zahna passierte nichts weiter, es galt Kilometer zu schrubben. Auch hier hatte die Begleitcrew wieder eine gewaltige Speisen- und Getränkepalette hervorragend angerichtet.

Unmittelbar nach dem Start aus der Pause kam er doch noch - der Regen. Kurz vor Wittenberg öffnete der Himmel alle Schleusen und es gab kein Entkommen. Das Fahrerfeld lässt sich davon aber nicht beirren, es rollt einfach weiter als wäre gar nichts. Schon lange vor der eigentlichen Elbüberquerung sah man noch die Auswirkungen der vergangenen Flut. Felder waren, soweit das Auge reicht zu Seen geworden und die ganz großen Optimisten im Fahrerfeld glaubten schon die Ostsee zu sehen. So ging es bis kurz vor Potsdam ordentlich im Regen weiter und die Fahrer waren pitschnass bis auf die Haut. Bei der nächsten Pause bei Michendorf hatte der Regen zumindest ein Einsehen und es schien nachzulassen. In der Ferne konnte man am Horizont auch bescheidene, lichte Wolkenlücken in der untergehenden Sonne entdecken. Aber man musste schon ganz genau hinschauen. Die Pause wurde von den meisten genutzt, die nassen Klamotten runterzureißen und gegen trockene auszutauschen. Leider hat kaum jemand Eratzlatschen mit und so muss man dann eben mit glucksenen, kalten und nassen Füßen die restlichen 350 km weiterstrampeln. Ebenfalls bei dieser Pause hieß es Lampen anstecken, denn die Nacht steht jetzt unmittelbar bevor.

Kurz vor Potsdam wartete bereits eine Motorradstaffel der Potsdamer Polizei auf das Fahrerfeld um dieses schnörkellos und ohne (Ampel-)Unterbrechung durch die Potsdamer Innenstadt zu lotsen. Das hatten wir schon in den Teilnehmerberichten aus den Vorjahren gelesen und es war in der Tat ein Riesenerlebnis. Die zahlreichen Potsdamer zeigten sich ebenfalls sehr erstaunt über die verrückte Herde, die für zusätzliche Farbe im eigentlich auch sonst sehr schönen Potsdam sorgte. Jedenfalls fuhren wir unter großem Applaus der Passanten mit Blaulichteskorte durch Potsdam. Vorbei am Holländerviertel und am Neuen Garten ging es über die B2 raus aus Potsdam. Am Ortsausgang wurden die Polizeistreife von den Fahrern lautstak und auf das herzlichste verabschiedet.

Jetzt brach die Nacht herein und es wurde leise im Fahrerfeld. Dabei hatten wir gelesen, dass man gerade da viel quatschen soll, um der heraufziehenden Müdigkeit Herr zu werden. Die lange Fahrradschlange sah durch die vielen roten Lämpchen irgendwie lustig und niedlich aus. Das Surren der Räder verlieh dem Ganzen eine ganz einzigartige Athmosphäre.

Bis Gransee rollte die Truppe zügig und unspektakulär die B96 entlang. In Gransee fiel die Herde über eine Tankstelle her, die kurzerhand zum Rastplatz umfunktioniert wurde. Hier sollte die sogenannte lange Nachtpause sein. Lang heißt in dem Falle 40 Minuten. Zeit genug um sich mit Getränken und Kalorien zu versorgen. Außerdem wurden noch Lebenszeichen per Handy an den "Rest der Welt" abgesetzt. Ab und zu kamen Disko-Heimschwärmer an die Tankstelle und waren doch etwas verstört, so eine Meute dort vorzufinden. Die örtliche Polizei machte ebenfalls ihre Aufwartung kritisierte von einer derartigen Unternehmung nichts gewusst zu haben. Der rührige Organisator Olaf Schau zückte umgehend Papierberge von Genehmigungen und die Polizeistreife zog zufrieden weiter.

Weiter ging es dann über Neubrandenburg und Altentreptow, wo es eine weitere Pause gab. Dort zeugte bereits ein ganz bescheidener Lichtstreif am Horizont von der heranbrechenden Morgendämmerung. Allerdings war es mit 7° weiterhin arschkalt.

Dann zog die Karawane weiter in Richtung Demmin. Die Straße dahin war ziemlich ätzend und die Fahrer kamen kaum auf 27 km/h. Außerdem vergällte uns der frisch gestreute Split die Freude und es kam auch zu kleineren Stürzen. Es würde uns noch interessieren, was der gemeine Mecklenburger wohl so denkt, wenn früh um 5 so eine Meute wilder Radfahrer durch sein verträumtes Kaff gewalzt kommt. Wir werden es wohl nie erfahren.

Bis Grimmen rollte es ziemlich zäh. Dort fand nochmals eine kurze Pause statt, bevor wir Stralsund passierten. Wir fuhren über den alten Rügendamm auf die Insel und waren beeindruckt von der 2007 fertiggestellten Hochbrücke, die direkt neben dem alten Rügendamm errichtet wurde. Man war nun doch ganz schön ausgezehrt, aber das Ziel lag schon beinahe in "Sichtweite". Die körperlichen Schmerzen hielten sich aber in den einkalkulierten Grenzen.

Die ersten Kilometer auf Rügen hatten wir einen satten Rückenwind. Das sollte aber nicht so bleiben, wird doch das Ziel Kap Arkona im Bogen angefahren. Nach einer letzten kurzen Pause in Samtens wurden die letzten 75 km unter die schmalen Pneus genommen. Unsere Gruppe wurde nun nochmals unterteilt, weil einige unbedingt in unter 24 h das Ziel erreichen wollten. Wir gehörten nicht dazu, es war uns gelinde gesagt ziemlich schnuppe, ob es nun noch paar Minuten länger dauert. Die letzte Etappe hatte es aber nochmal arg in sich. Bis Sagard ging es noch relativ konstant, wenn auch nicht mehr in dem gewohnten Tempo voran. Außerdem drehte jetzt die Fahrtrichtung auf schweren Gegenwind. Unmittelbar nach Sagard kamen wir an die gefürchtete, ca. 3 km lange Kopfsteinpflaster-Passage.  So wurde dieser kleine Abschnitt wohl zum quälendsten was die Fichkona zu bieten hat. Mit den dünnen Reifen fängt das Rad an zu springen wie eine Rüttelplatte. Man kann schnell oder langsam fahren, die Qual ist diesselbe, zudem durch die feste Klickverbindung  wirklich der gesamte (ausgemergelte und ausgekühlte) Körper auf das heftigste durchgeschüttel wird. Kein Wunder wenn man dann ne Schraube locker hat...

Nachdem das ausgestanden war, musste auf den letzten Kilometern "nur" noch gegen den kalten Wind angekämpft werden. In Glowe kam man fast gar nicht mehr vorwärts. Nichts desto Trotz erreichten wir 10:07 Uhr nach 623 km den Zielstrich am Kap Arkona und waren überglücklich.

Bier und Fischsemmel weckten die Lebensgeister langsam wieder auf. Die Lust am Radfahren war bis auf weiteres erstmal gestillt...

3,5 Stunden später saßen wir dann schon wieder erschöpft im Zug Richtung Heimat, die wir gegen 23.30 erreichten.

Alles in allem ein tolle Veranstaltung, die von einem großen Stab ehrenamtlicher Helfer erstklassig organisiert wurde. Dafür herzlichen Dank bei allen Verwantwortlichen, Helfern und Tourbegleitern.

Fotos Fichkona        Strecke

Fotos von Jana Weißflog

07.07.2013

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